So lässt sich der von dem Bürgervotum tief enttäuschte Erbacher Bürgermeister Harald Buschmann in verschiedenen Medien zitieren – auch im Wiesbadener Kurier, dessen Bericht zur gescheiterten Fusion der beiden Odenwälder Kleinstädte nachstehend zitiert wird:
>Erbach und Michelstadt hätten ein in Hessen einmaliges Exempel statuieren können. Doch aus der freiwilligen Städte-Hochzeit zur Vermeidung doppelter Ausgaben in den Nachbarkommunen wird nun erstmal nichts. Praktisch in letzter Sekunde zogen die Wähler beider Orte am Sonntag in Bürgerentscheiden die Notbremse. Sie verweigerten ihren Bürgermeistern und Lokalparlamenten die Gefolgschaft und legen die für 2009 geplante Gründung der Odenwald-Metropole Erbach-Michelstadt damit vorerst auf Eis.
In einer ersten Bewertung sieht Erbachs Stadtoberhaupt Harald Buschmann (CDU) nun harte Zeiten auf die Menschen in beiden Städten zukommen:
„Für die Bürger wird das bitter werden. Sie werden nach und nach spüren, dass sie eine riesige Chance verpasst haben.“
In nicht allzu langer Zeit würden sie auch an den Haushalten erkennen, dass „uns das Wasser bis zum Halse steht„.
Sein Michelstädter Kollege Reinhold Ruhr (Überparteiliche Wählergemeinschaft ÜWG) sagte enttäuscht: „Die erhofften Synergien der Fusion werden sich jetzt nicht einstellen. Das bezahlen nicht die Lebenden, die entschieden haben, sondern das bezahlen die Kinder.“Ob es in naher Zukunft einen neuen Anlauf für eine Fusion der lange verfeindeten und um Unternehmensansiedlungen konkurrierenden Nachbarn geben wird, steht in den Sternen.
[…]Für Buschmann und Ruhr ist der ehrgeizige Plan hingegen bis auf weiteres gescheitert:
„Solche Chancen kommen normalerweise nur alle paar Jahrzehnte„, sagte Buschmann, der das Votum auch als Misstrauensvotum verstand: „Die Gegner haben gesagt, die Bürgermeister würden den Leuten etwas vormachen. Und wenn die Leute das geglaubt haben, dann haben sie eigentlich geglaubt, wir sagen die Unwahrheit. Und das ist schon happig.“Dabei hatte Buschmann nichts unversucht gelassen, sein Ziel zu erreichen und sogar angekündigt, nicht selbst für das Bürgermeisteramt von Erbach-Michelstadt zu kandidieren.
Damit wollte er jenen den Wind aus den Segeln nehmen, die ihm Eigeninteresse vorwarfen: „Alles wurde überdeckt von persönlichen Anfeindungen. Mir wurde Eigennutz unterstellt, weil ich mehr Geld verdienen wolle. Das finde ich ätzend„, hatte er schon im Juli gesagt.Buschmann und Ruhr hatten die Fusion zum Jahresbeginn vorgeschlagen und seither mit zahlreichen Bürgerversammlungen für ihr Projekt geworben. Bei den Gegnern stießen sie aber ebenso auf taube Ohren wie etwa Hessens Justizminister Jürgen Banzer (CDU), der den Bürgern vorausgesagt hatte, sie würden erheblich profitieren. […]
Auch der Bund der Steuerzahler Hessen hatte das Projekt gelobt und dies mit „erheblichen Einsparungen“ begründet, die „ein leuchtendes Beispiel für andere Kommunen in Hessen“ sein könnten.[…] Bei einer Wahlbeteiligung von 53 Prozent in Michelstadt und 49,4 Prozent in Erbach lehnten in der größten Stadt im Odenwald 54,9 Prozent der Wähler die Fusion ab, in der Kreisstadt 52,2 Prozent. Ruhr sah in dem Votum einen Beleg dafür, dass wenig junge Menschen an der Abstimmung teilgenommen haben: „Für die ist diese Stadt (Erbach-Michelstadt) schon gelebte Selbstverständlichkeit.“ < Quelle: Wiesbadener Kurier, „Für die Bürger wird das bitter werden“, 13. 11. 2007 [Links und Hervorhebungen von uns]
Mit seiner Schnellanalyse mag Ruhr recht haben. Für die Älteren wären die Wege zu städtischen Einrichtungen nach einer Fusion da oder dort länger geworden. Ein für sie entscheidendes Kriterium, das sie mehrheitlich den Zusammenschluss ablehnen ließen.
Wurden solchen Sorgen bedacht und wurde von den Fusionsbefürwörtern deutlich gemacht, wie man nachteiligen Auswirkungen einer Fusion begegnen wollte?
Warum gelang es anscheinend nicht, mehr junge Menschen zur Teilnahme an dem Bürgerentscheid zu mobilisieren?