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Hippiefestival im Odenwald - Es riecht nach Hasch und Räucherstäbchen
"Finkenbach (dpa) - Die Hippie-Kultur scheint sich nach 35 Jahren langsam aus Deutschland zu verabschieden. Selbst bei etablierten Hippie-Highlights wie dem Finkenbach-Festival im Odenwald an diesem Wochenende mit etwa 5000 Zuschauern haben die Moderne und das Geschäft einen verhaltenen Einzug gehalten. Hi-Tech-Igluzelte und durchorganisierte Gastronomie stehen in den Schwaden der Räucherstäbchen neben Batik-Ständen.
Draußen vor dem Eingang haben sich einige Originale aus der Hippie-Urzeit versammelt, die ihre Vorstellungen von Gegenkultur kaum noch wiederfinden. Kalli Fitzenberger aus Bad Vilbel etwa war schon 1968 auf dem legendären Burg-Herzberg-Festival in Hessen. Seit sieben Jahren kommt er auch nach Finkenbach, doch jetzt klagt er: «Harmonie und Flair gehen verloren, weil es überorganisiert ist.» Mit seinen kurz geschorenen Haaren und einem kleinen Zopf auf dem Kopf ist er mit seinem knallbunten Minztee-Stand ein Farbklecks auf dem Festival. «Innen drin ist es wie eine Kirmes - warum lassen sie uns mit unseren kleinen Ständen nicht mehr aufs Gelände?», fragt er frustriert. «Viele alte Hippies sind in die Goa-Szene gegangen, weil sie hier etwas vermissen», erzählt Gernot Steuerwald aus Neustadt an der Weinstraße... Auch die vielen Polizeikontrollen findet er auf dem traditionell friedlichen Fest völlig überflüssig. Dabei ist es ihm wichtig, dass wieder viele junge Leute gekommen sind: «Sie merken ja den Unterschied nicht und sollen es genießen, solange es noch geht.» Von jeder Kritik ausgenommen ist Manni Neumeier. Der Gründer der legendären Band Guru Guru, auch mit 63 Jahren noch aktiv und Initiator des Festivals, genießt unter den Alten ungebrochen Kultstatus. Neben der Gruppe Man aus Wales und dem Can-Sänger Damo Suzuki hat er einige jüngere Künstler wie Groove Guerilla verpflichtet. Die Hippie-Kultur sieht Neumeier heute als zerstreut an, ohne dies zu bedauern: «Es geht dabei doch mehr um ein Lebensgefühl, zu dem vor allem Liebe gehört», sagt Neumeier. Wichtig ist ihm die Musik: «Hendrix, Zappa und die Grateful Dead mögen ja auch 16-Jährige.» Ein ähnliches Urteil gibt Martin Ace ab. Der Bassist, seit 1969 mit Man unterwegs, fühlt sich nicht als Teil einer Hippie-Kultur: «Wir sind Musiker, und uns interessiert nicht, ob die Leute Hippies sind.» Die Kultur habe sich aufgespalten, erklärt der Waliser unsentimental: «Die Leute, die heute hier sind, gehen morgen auf ein Trance-Fest.» Friedlich plätschert der Finkenbach am Gelände vorbei, die Besucher zünden ihre Grills an, es riecht nach Hasch und Räucherstäbchen. Viele haben ihre Trommeln mitgebracht ... Eine Reise in die Vergangenheit ist Finkenbach nicht mehr - eher ein ganz normales Festival." Quellen: Philipp Krohn, dpa, www.skol.de
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